Im Rahmen der Weiterentwicklung des Schienenverkehrs in der Region Ostwürttemberg soll auch die Brenzbahn Ulm–Heidenheim–Aalen ausgebaut werden. Zweigleisigkeit und Elektrifizierung der Strecke werden aber erst ab 2016 möglich sein.
Grund hierfür ist, wie der Erste Landesbeamte Thomas Reinhardt bei der gestrigen Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Bauwesen und Verkehr des Kreistages erklärte, ein Verkehrsvertrag des Landes Baden-Württemberg mit der DB Regio. Erst nach Auslauf des Vertrages können die Pläne umgesetzt werden. Eine Notwendigkeit zum Ausbau bestehe aber in jedem Fall: „Stuttgart 21 wird auch Auswirkungen auf die Region haben“, so Reinhardt. „Wir müssen aufpassen, dass wir dabei nicht ins Abseits geraten.“ Zwei Gutachten zur Bewertung der Rahmenbedingungen für eine Verbesserung der Strecke wurden vom Regionalverband in Abstimmung mit den Landkreisen bereits in Auftrag gegeben. Gestern stellte Stefan Tritschler vom Verkehrswissenschaftlichen Institut Stuttgart (VWI) erste Ergebnisse den Kreisräten vor: Demnach liegen die Probleme der Brenzbahn vor allem bei den 124 Zugkreuzungen pro Tag, die zu erheblichen Verspätungen führen können.
Ist nur ein Zug später dran, könne dies wegen der Eingleisigkeit der Brenzbahn Auswirkungen auf den gesamten Fahrplan haben.
Bisherige Modernisierungen zwischen 2003 und 2007, die die Brenzbahn für die Neigetechnik ertüchtigt haben, bei der die Bahn in den Kurven schneller fahren kann, haben nicht viel für die Verbesserung der Kapazitäten getan.
Im Gegenteil: Durch die unterschiedlichen Geschwindigkeiten der Züge ist laut Tritschler eher das Gegenteil erreicht worden.
Ein zweigleisiger Ausbau mit Elektrifizierung würde die Kapazität erhöhen und die Fahrzeiten „deutlich reduzieren“. Ein dieselbetriebener Nahverkehrszug von Ulm nach Aalen braucht bei fünf Begegnungen heute noch 72 Minuten.
Nach dem Ausbau könnte die Fahrtzeit laut Gutachten je nach Zug-Typ auf höchstens 61 Minuten verkürzt werden. Zusätzlich sollen die Regionalbahnen in Zukunft im Halbstundentakt, die IRE-Züge im Stundentakt fahren.
Die Kosten für die Realisierung stünden in einem guten Verhältnis zum Nutzen, so Tritschler.
Kreisrat Michael Sautter (Grüne) gab zu bedenken, dass zunächst einmal geprüft werden müsse, ob für einen zweigleisigen Ausbau überhaupt die baulichen Voraussetzungen entlang des Schienennetzes gegeben sind. Regionalverbandsdirektor Thomas Eble konnte hier sofort beruhigen: „Der zweigleisige Ausbau ist über den Regionalplan gesichert.“ Nun wurde eine weitere, voraussichtlich rund 57 000 Euro teure Studie in Auftrag gegeben, die alle Schienenstrecken der Region Ostwürttemberg umfassen soll, da auch die angrenzenden Strecken und Knoten beim Ausbau der Brenzbahn zu beachten sind. Der Kreis Heidenheim kooperiert hierfür mit der benachbarten Region Donau-Iller, die momentan ebenfalls ein Konzept für die nach Ulm führenden Schienenstrecken erstellt. Auf diese Weise sollen die Chancen für den Ausbau der Strecke verbessert werden.
Bis es 2016 losgehen kann, werde man sich laut Reinhardt aber erst einmal um „punktuelle Verbesserungen“ an der Brenzbahn wie modernere Züge, die Möglichkeit der Fahrrad-Mitnahme und die Verbesserung des Fahrplanes kümmern.