"Die Nachfrage im schienengebundenen Personen-Nahverkehr steigt erfreulicherweise weiterhin an", berichtete der stellvertretende Landrat Hartmut Melzer am Montag dem Kreistag des Alb-Donau-Kreises. Aber die Leistungsfähigkeit der vorhandenen Schienenstrecken sei vor allem in der Hauptverkehrszeit weitestgehend ausgeschöpft. Weitere Verbesserungen seien nur möglich, wenn die Schieneninfrastruktur verbessert werde. Das war bereits 1996 in einem Gutachten empfohlen worden (wir berichteten).
Der Regionalverband Donau-Iller arbeitet an einem neuen Gutachten, das klären soll, welche Ausbaumöglichkeiten im Schienenverkehr der Region bestehen: von der Zweigleisigkeit auf bestimmten Streckenabschnitten über effektivere Signaltechnik bis zu Bahnhofs- und Haltestellenumbauten. Jetzt hat die Verwaltung des Alb-Donau-Kreises für den Regionalverband eine Art "Wunschzettel" erarbeitet, in dem Ziele für den Schienen-Personennahverkehr (SPNV) aufgelistet sind. "Der SPNV soll auf allen Zulaufstrecken nach Ulm ein Rückgrat des Nahverkehrs werden", sagte Melzer in der Kreistagssitzung. Der Wunschzettel wurde auch dem Regionalverbandsdirektor Markus Riethe vorgelegt. Bürgermeister und Kreisrat Wolfgang Mangold (Freie Wähler) aus Langenau monierte, dass über diese Liste im Kriegstag und den Fraktionen noch nicht diskutiert worden sei und dass diese Debatte stattfinden müsse. Das sehe er genau so, sagte Melzer. "Dieser Bericht ist erst der Anfang der Diskussion." Der Regionalverband wird am 24. November über seine Vision eines SPNV-Systems für die Region diskutieren.
Die Ziele, die der Alb-Donau-Kreis für ein regionales S-Bahn-System formuliert hat, sind:
Es müsse ein System mit unterschiedlicher Andienung aufgebaut werden: mit Regionalbahnen (RB), die an allen Haltepunkten halten, mit Regionalexpresszügen (RE), die an RE-Haltepunkten stoppen und dem Interregio-Express (IRE), der nur an zentraleren Punkten anhält.
RB- und RE-Züge sollen im Stundentakt verkehren und Schienenverkehr bis 24 Uhr sicherstellen.
Der Bahnhof Langenau soll IRE-Halt werden.
Amstetten, Blaubeuren, Ehingen, Erbach, Langenau, Munderkingen und Schelklingen sollen als RE-Halt bestehen bleiben oder berücksichtigt werden.
Die stillgelegten Bahnhaltestellen in Dettingen, Klingenstein, Rechtenstein, Rottenacker und Untermarchtal sollen reaktiviert werden und den Status eines RB-Halts bekommen.
Es soll geprüft werden, ob in Arnegg, Weiler, Schelklingen-Nord, Dintenhofen, Obermarchtal und Halzhausen neue RB-Halte installiert werden.
Die Regionalbahn Ulm-Ehingen soll zumindest in den Hauptverkehrzeiten bis Riedlingen fahren, die Regionalbahn Ulm-Langenau wenigstens bis Giengen oder Heidenheim.
Die Beförderungskapazitäten müssen stärker der steigenden Zahl der Fahrgäste angepasst werden.
Die Elektrifizierung der Südbahn soll vor 2016 abgeschlossen sein.
Die Schienentrasse von Ehingen nach Erbach soll planungsrechtlich gesichert werden, sofern das Gutachten ergibt, dass diese Strecke sinnvoll und wirtschaftlich ist. Durch diese Trasse dürfen die städtebaulichen Entwicklungsmöglichkeiten der Gemeinden, durch die diese Strecke führt, jedoch nicht eingeschränkt werden.
Die Kreisverwaltung geht davon aus, dass die Umsetzung dieser Ziele erhebliche Investitionen in die Schienenstrecken erforderlich machen wird. Sie erhofft sich vom Gutachten des Regionalverbandes Empfehlungen, wo und wann solche Ausbauten notwendig sind.
Markus Riehte denkt daran, dass die Region Ulm/Neu-Ulm auf Pendlerdistanz an die Metropole heranrückt, wenn Zugfahrer von 2019 an über die neue ICE-Trasse in 28 Minuten in Stuttgart sein können. Die Strecke von Ulm nach Augsburg stelle ein Nadelöhr dar und dass man von Ulm mit der Donautalbahn bis Freiburg vier Stunden braucht, könne nur durch bauliche Verbesserungen verkürzt werden.
Die Verbindung aus dem Blautal nach Ulm soll im Halb-Stunden-Takt eingerichtet werden, "das wollen wir auf allen Strecken vorsehen", sagte Riehte. Die Brenzbahn soll zur schnellsten Verbindung in den Raum Aalen-Nürnberg ausgebaut werden. Mittelfristig müsse diese Strecke elektrifiziert werden.
Die Region steht unter Zugzwang. Bis 2013 muss festgelegt werden, wie der SPNV-Verkehr im Raum Ulm/Neu-Ulm organisiert werden soll. Denn 2016 soll entschieden werden, wer den Zuschlag für diesen Schienenverkehr erhält. "Dann sind wir festgelegt bis 2026", sagte Riethe.