GIENGEN. Um rund 650 Meter auf 1,4 Kilometer erweitert wird das Schienennetz um das Logistikzentrum der Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH (BSH) in der Giengener Schwage. Zu den bestehenden neun Gleisen kommen zwei neue Stränge hinzu.
Damit können Güter- und Containerzüge mit zu 40 Waggons und einer Länge bis zu 600 Meter auf dem mit 140 000 Quadratmeter Nutzfläche umfassenden und damit weltweit größten Lagerund Versandzentrum der BSH rangiert und abgefertigt werden.
Schon jetzt gibt es kreisweit kein größeres schienengestüztes Container-Terminal, hieß es am gestrigen Mittwoch beim offiziellen Spatenstich für die erhebliche Erweiterung der Schienenanlage.
Die soll spätestens im Frühjahr in Betrieb gehen und ist mit Kosten in Höhe von rund 1,4 Millionen Euro veranschlagt.
Manfred Brauckmann, der BSH-Logistikchef in Giengen, und sein kaufmännischer Leiter Frank Ratter sehen eine nachhaltige Stärkung des Standorts im Brenztal und betonen, dass damit die Voraussetzungen für die Umsetzung eines gemeinsam mit dem bedeutenden Logistik-Dienstleister DHL entwickelten Transportkonzeptes geschaffen wird – wir haben darüber berichtet. Demnach rollen künftig quasi im Pendelverkehr für Übersee bestimmte Güter in Containern direkt zu den Häfen in Hamburg oder Bremerhaven.
Umgekehrt treffen auf gleichem Weg Produkte aus fernen Fabriken der BSH in Giengen ein, um von hier aus an deutsche und europäische Lieferzentren und Kunden expediert werden zu können.
Natürlich möglichst ebenfalls in Containern und auf der Schiene. Jedenfalls soll es nach dem aktuellen Distributionssystem des Giengener Logistikzentrums pro Woche bis zu 120 LkwLadungen weniger geben, womit gleichsam Straßen vom Schwerverkehr und die Umwelt von Schadstoffen entlastet werden.
Das ist fraglos ein nach wie vor vielfach beschworenes Ziel der Politik. Umso enttäuschter ist das BSH-Management von einer Absage des Eisenbahnbundesamtes, von dem das Unternehmen eine finanzielle Förderung erwartet hatte und das nach Angaben von Frank Ratter gewissermaßen verlauten ließ: „Macht das mal, das ist super, aber Geld gibt’s nicht.“ Manfred Brauckmann betont derweil, dass der Umweltschutz für die BSH kein Lippenbekenntnis ist und deshalb das Vorhaben konsequent durchgezogen wird.
Das Unternehmen will die über den Kreis hinaus größte Anlage dieser Art zudem der regionalen Wirtschaft zur Mitnutzung anbieten.
Brauckmann freut sich über das bereits bekundete Interesse seitens anderer Firmen und ist zuversichtlich, dass auf dem „Container-Bahnhof“ von BoschSiemens in Giengen künftig zunehmend auch Transporte anderer Unternehmer abgefertigt werden.
Bislang ist es in der Schwage möglich, täglich bis zu 40 Güterund 20 Container-Waggons zu beoder entladen. Nach der Erweiterung der Gleisanlagen sind bis zu 100 Verladungen auf der Schiene zu schaffen. Damit wird gleichzeitig die Brenztal-Bahnstrecke gestärkt und gesichert. Die Zahl der täglichen Lkw-Abfertigungen beziffert sich derzeit noch auf rund 200. Es waren schon bis zu 250 und mehr. Der Schwerlastverkehr habe spürbar reduziert werden können, betont der lokale Logistik-Leiter der BSH.
Mit geringerer Nachfrage für Geräte des weltweit drittgrößten Hausgeräte-Herstellers hat das nichts zu tun. Das Verladevolumen des Vorjahres werde zwar nicht ganz erreicht, doch in den letzten drei Monaten seien die Geschäfte trotz anhaltender Wirtschaftskrise besser gelaufen als im Jahr 2008, weiß Hans Bauerfeind, der im BSH-Konzern die weltweite Logistik managt. So wurden am Standort Giengen denn auch zusätzliche Arbeitskräfte eingestellt.
Deren Zahl stieg von 370 auf rund 390. Rund um den Globus arbeiten in 42 Fabriken und in mehr als 60 Gesellschaften in über 40 Ländern rund 39 000 Menschen für die Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH.