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06.11.09 23:02 Uhr Alter: 14 Jahre
Ohne Umstieg bis zur Reeperbahn
Von: Hans-Peter Leitenberger HZ
Friedrich Giemulla ließ in einem Vortrag die Geschichte der Bahn wieder aufleben

Die Eisenbahn zwischen Aalen und Ulm war Thema eines Diavortrags von Friedrich Giemulla im Schlossmuseum. Hausherr Dr. Helmut Weimert diagnostizierte zutreffend das „Eisenbahnvirus“ im Referenten und bekannte sich selbst als Einbahnfan.

Giemullas Vortrag glänzte nicht nur mit fundierten Kenntnissen aus dem Eisenbahnwesen, er war auch ein Ausflug in die Stadt-und Verkehrsgeschichte Heidenheims.

Fast künstlerisches Niveau hatten die zahlreichen Fotografien, die der Heidenheimer Lehrer seit seiner Kindheit von den „Dampfrössern“ und ihren Diesel-Nachfolgern anfertigte.

Mit Spürsinn für die ästhetische Seite und treffendem Blick für technische Details präsentierte er eine Fülle von Dias, die die Besucher im voll besetzten Zeughaussaal faszinierten. Auffallend, dass es hauptsächlich männliche Besucher der „Generation 50 plus“ waren, die sich für die schienengebundene Transportgeschichte rund um Heidenheim interessierten.

Geschichte sind längst Fotos, die Heidenheim ohne SteingaßNeubau, dafür mit Autos der Siebziger zeigten. Bemerkenswerte Luftaufnahmen zeigten das Brenztal, das von oben wie geschaffen für einen Durchgangsverkehr war. Giemulla erinnerte an Überlegungen, die Bahnverbindung Neckar-Bodensee über Heidenheim zu führen. Doch die Ostalb stand regelrecht im Wege.

Dennoch zeugten die Fotos von edlen Dampfkolossen wie der „P 8“, die bis in die Sechziger durchs Brenztal dampften, sodass der Schienenweg durchs Brenztal durchaus seine Reize hatte. Stationiert waren die Dampf-Preziosen in den Bahnbetriebswerken Crailsheim und Ulm. Die bezaubernde „B 23“ wurde bis 1959 gebaut, und bis 1973 gab es Dampfverkehr auf der Brenztalbahn.

Giemulla erwähnte auch die Elektrifizierung, die wohl bis in naher Zukunft nicht vorgenommen werde. Die Verstromung der Remstalbahn über Schwäbisch Gmünd und Aalen nach Nördlingen sei wegen der Olympischen Spiele 1972 gestartet worden, um die Südlinie Stuttgart-München zu entlasten.

Zauberhaft waren die Aufnahmen von Stationen wie Mergelstetten, Herbrechtingen, Giengen, Schnaitheim und Königsbronn, die nach Giemullas Ansicht merklich an Reiz verloren haben. Beziehungsreich waren die Fotos, auf denen eine 215er-Diesellok einer bildschönen Dampf-23er vorgespannt war. Museumszüge vom 125-jährigen Jubiläum der Brenztalbahn vervollständigten die Zeitreise.

Kaum zu glauben, dass es bis in die Sechziger sogenannte Kurswagen bis Hamburg gab. HeidenheimReeperbahn ohne Umsteigen? Damals ja. Es war erst 1875 möglich, von Heidenheim nach Ulm per Bahn zu fahren – wegen des Streckenbaus über bayerisches Gebiet. Giemulla ging auch auf die Farben der Bahn ein. Von Verkehrsrot ist da die Rede. Und schließlich: Zwei Wagen mit drei Loks bewegt? Ästhetisch wunderbar, doch unwirtschaftlich.