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10.10.09 23:04 Uhr Alter: 15 Jahre
Ein Rätsel in vier Feldern
Von: Melina Pflüger / HZ
Dass das Fahrkartenlösen an Bahnhöfen regelmäßig Kunden zur Weißglut treibt ist bekannt. Und immer dann, wenn man es besonders eilig hat, spielt einem die Technik einen Streich. Die neuen Automaten am Heidenheimer Bahnhof tragen nicht gerade zur Besserung bei.

Nicht ganz einfach, die erste Bedienung eines neuen Ticketautomaten der Deutschen Bahn. Foto: Jennifer Räpple/HZ

Heidenheim Bahnhof, 9. Oktober, 11.19 Uhr. Hetzerei zum Fahrkartenautomat in der Bahnhofshalle.

Im Kopf wird schon mal die alphabetische Liste der Kennnummern für die einzelnen Ortschaften durchgegangen. Wie lautete noch mal die Kombination für Stuttgart? Keine Chance. Gedankenverloren wendet sich der Blick dem Automaten zu und . . . wo ist sie? Anstatt der Zahlentastatur und der Reiseziel-Liste wird man mit einem Bildschirm voll bunter Bahnreisewerbung konfrontiert.

Was nun? Ein erstes zaghaftes Berühren des Fensters und siehe da: In vier bunten Feldern tun sich Wahlmöglichkeiten auf. „Fahrkarten“, „Fahrplanauskunft“, „HTV und DING-Verbund“ und „Spezialangebote“.

Okay, die Zeit drängt, noch vier Minuten für eine Fahrkarte nach Stuttgart, also mit leichter Unsicherheit das Feld „Fahrkarten“ berühren. Viele neue Felder zum Antippen erscheinen.

Exemplarisch links ein paar Städte – Stuttgart ist nicht darunter – und das Feld „weitere Städte“.

Klick, eine Tastatur erscheint auf dem Bildschirm. Beim „S“-Tippen schleicht sich ein „T“ ein. Buchstabensalat als Ergebnis der Unbeholfenheit im Umgang mit Touchscreens. Nach weiteren zwei Anläufen erscheint „Stuttgart“ zum Anklicken. Endlich! (Noch drei Minuten). Verwirrt wird das Aufblinken neuer Optionen zur Kenntnis genommen: „Schritt für Schritt“ oder „Express“? Ist damit die Verbindung gemeint? Keine Zeit darüber nachzudenken, es muss schnell gehen, also Express. Erste Zweifel an der eigenen Kompetenz kommen auf.

Auf dem Bildschirm sind weitere Felder erschienen: „heute“, „ab sofort“, „morgen“. Was soll denn das? Schließlich möchte man schlicht und einfach eine Fahrkarte lösen und das bitte innerhalb von zwei Minuten inklusive Gang zu Gleis 2. Tipp, tipp, tipp, hektisches Herumpatschen auf dem Display trägt nicht gerade zum Entwirren der Situation bei. Ein Blick auf die Bahngleise zeigt, dass der Zug nach Stuttgart soeben eingefahren ist. Ein letztes Piepsen der schließenden Türen – weg ist er.

Der nächste Zug kommt planmäßig um 11.57 Uhr. Zeit für eine kleine Bilanz. Muss man sich im Zeitalter der i-Phones etwa Touchscreen-Unfähigkeit eingestehen? Am Automat nebenan spielen sich ähnliche Szenarien ab. Verwirrung pur. Leicht aggressiv hämmert einer auf den Bildschirm vor sich ein und erkundet das neue Terrain. Nach und nach lichten sich die Nebelschwaden der Unwissenheit. Tatsächlich: Nach etwa einer halben Stunde kommt ein erstes Überlegenheitsgefühl.

Abgesehen davon, dass der rote Kasten hartnäckig 50-EuroScheine verweigert. Und dass man nach Stuttgart besser ein Baden-Württemberg-Ticket löst, das im Menüpunkt „Spezialangebote“ unter „Länder-Tickets“ zu finden ist, sei dahingestellt.

Heidenheim kann noch von Glück reden, dass es ein Reisezentrum voller überlasteter und dennoch sehr hilfsbereiter, geldwechselfreudiger Mitarbeiter hat.

Letztendlich die Erlösung: Ein Ba-Wü-Ticket und dazu noch schnell den Fahrplan für morgen ausdrucken. Ja, das kann der neue Automat nämlich auch.

„Der abgeflachte Bildschirm und die ergonomische Gesamtgestaltung der DB-Automaten erleichtern die Bedienung“, wirbt die Bahn für ihre neue Gerätschaft.