Die Jagd beginnt im Internet. Vorm Bildschirm im Wohnzimmer drücken sich die Drillinge Till, Nils und Paul Kurz, sieben Jahre alt, nebst Mama Ursula die Nasen platt. Bis eben waren sie angehende Zweitklässler aus Reutlingen-Betzingen. Ein paar Mausklicks später sind sie „Die Löwenjäger“.
So der Name, den sie sich gegeben haben. Ihre Mission: Die „Drei-LöwenJagd“, eine landesweite Schnitzeljagd mit Bus und Bahn. Das Revier der quirligen Jagdgesellschaft: zwölf Städte von Heidelberg bis Konstanz, ihr Ziel für heute: Tübingen.
Bevor sie auf die Pirsch gehen, lösen sie erst mal ein Baden-Württemberg-Ticket am Automaten.
Die Regionalbahn fährt genau um 10.33 Uhr am Betzinger Bahnhof ein. Till, Nils, Paul und Mama Kurz setzen sich zwischen Geschäftsleute im Anzug, die zur Arbeit pendeln, und Mountainbiker im kanariengelben Freizeit-Dress. Dem Mann auf dem Sitzplatz gegenüber fallen immer wieder die Augen zu. Nils, Till und Paul nicht. Sie sind hellwach und motiviert bis in die blonden Haarspitzen. Ihr erstes Etappenziel haben sie bei der Anmeldung im Internet erfahren: Schloss und Kloster Bebenhausen.
Zehn Minuten dauert die Fahrt von Betzingen zum Tübinger Hauptbahnhof, dann geht es weiter mit dem Bus und schließlich zu Fuß zum mittelalterlichen Gemäuer.
Hohe Mauern, finstere Gemäuer, geheimnisvolle Klostertüren. Nur von Löwen keine Spur. Oder doch? Tatsache! Im Klosterhof, versteckt im Eck: ein Plakat mit dem DreiLöwen-Logo. Der Lösungscode ist schnell notiert, aber die letzte der drei Bonusfragen stellt die Jungs vor Rätsel: Wie der Bebenhäuser Abt mit bürgerlichem Namen hieß? Rätselraten in der Rasselbande. Dann fasst sich Till ein (Löwen-)Herz. „Tschuldigung, Herr Museumsmann, können Sie uns vielleicht . . . ?“ Klar kann er! Herr Muncan, der Mann vom Infoschalter, hilft gerne: „Schaut doch mal ins graue Büchle dort.“ Und wie geht’s weiter? Nach „ZHFYHZ“, sagt das Plakat. Seltsam. Aber echte Drei-Löwen-Jäger lassen sich kein X für ein U vormachen.
Sie nehmen die aus dem Internet ausgedruckte Entschlüsselungstabelle zur Hilfe.
„Mal sehen“, sagt Till: „Z ist gleich M, H ist gleich U“ – und mit den beiden anderen Buchstaben ist der Code des Lösungsworts, das das nächste Etappenziel bezeichnet, in Teamarbeit ruck, zuck geknackt.
Dreieinhalb Stunden später sind die vier zurück am Bahnhof Betzingen. Im Gepäck: die Lösungscodes für alle Stationen der Tübinger Etappe. Reicht für die Maximalpunktzahl von 17 Zählern, wie sie später im Internet erfahren werden. Die Sonne strahlt, Mama Kurz auch. Und ihre Jungs? Sind noch lange nicht bedient, sondern haben Hunger. Drei-Löwen-Hunger. Und sie sind heiß auf mehr Punkte. Die 30 punktbesten Teams der XXL-Schnitzeljagd, an der man sich noch bis zum 12. September beteiligen kann, treffen sich am 26. September zum Finale im Europapark Rust. Hauptgewinn ist ein Besuch des Musicals „König der Löwen“ in Hamburg.