KREIS HEIDENHEIM. Für weit über 90 Millionen Euro wurde die Brenzbahn zwischen Ulm und Aalen für hohe Geschwindigkeiten tauglich gemacht.
Nur am Bahnhof Heidenheim ging diese „Ertüchtigung“ vorüber. Keine Hilfen für Rollstuhlfahrer und keine Anhebung der Bahnsteigkanten.
Auf seiner Sitzung hat der Planungsausschuss des Regionalverbandes weitere Schritte zu einem noch besseren Schienenverkehr formuliert.
Der Regionalverband sieht dringenden Handlungsbedarf: Damit die Region nicht vom Fernverkehr abgekoppelt wird, müssen die Bahnlinien zwischen Goldshöfe und Crailsheim durchgängig und zwischen Aalen und Ulm abschnittweise zweigleisig ausgebaut werden. Außerdem ist die Brenzbahn zu elektrifizieren.
Schließlich bestehen die Regionalpolitiker – wie in der Samstagausgabe schon kurz berichtet – darauf, dass der Halbstundentakt eingeführt wird, um eine bessere Anbindung der Züge an die FernbahnKnoten Ulm und Stuttgart zu erreichen. Außerdem müsse besseres Wagenmaterial zum Einsatz kommen. Insbesondere sind die Türen des Interregio-Express zu schmal, als dass Rollstuhlfahrer mitgenommen werden könnten.
Für den Verbandsvorsitzenden, Landrat Hermann Mader (Heidenheim), ist „es höchste Eisenbahn“, dass der Regionalverband bis zum Spätherbst Nägel mit Köpfen schmiedet, „damit die Politik die Forderungen in weitere Planungen in den Generalverkehrsplan einfließen lassen kann“.
Aktuell bereite die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg die Ausschreibung des Schienenverkehrs vor. Es sollen 50 Prozent mehr Zugkilometer dazukommen.
Mader: „Vor uns liegt eine Zeit des Bohrens dicker Bretter. Wenn wir schon kein Oberzentrum haben, müssen wir selbst die Aufgaben formulieren und uns im Wettbewerb der Regionen behaupten!“ „Wir reden hier über Projekte, die weit in die Zukunft reichen“, sagte Aalens Landrat Klaus Pavel (CDU) als erster Debattenredner, der sowohl den Straßen- und den Schienenverkehr als auch den Luftverkehr (Regionalflugplatz Elchingen) aufeinander abgestimmt haben möchte. Die Murr-, die Jagst-, die Brenz- und die Remsbahn stünden miteinander im Wettbewerb. Es müssten über die Remsbahn wieder die Intercityzüge als Verbindung von Stuttgart über Aalen nach Berlin eingeführt werden, verlangte Pavel. In der Brenzbahn sieht er die Schlüsselfunktion zur Anbindung Ostwürttembergs an die Schnellbahntrasse Stuttgart – Ulm – München.
Eine Stärkung der Ries-Bahn als direkte Verbindung über Augsburg nach München könne man nur befürworten. Klaus Pavels nachdrücklicher Wunsch: „Bei einer öffentlichen Anhörung sollten auch die Fahrgäste und Bürger ihren Sachverstand einbringen.“ „Das Land ist ein arger Schlamper im Unterhalt seiner Straßen“, beschrieb Jörg Ehrlinger (Giengen) seitens der SPD-Fraktion die Situation. Der Öffentliche Personennahverkehr auf der Schiene wie auf der Straße gewinne immer mehr an Bedeutung. Deshalb sei es wichtig, die in den Untersuchungen festgestellten Vorhaben „systematisch abzuarbeiten“. Die Streichung des hochfrequentierten Intercity habe die Region von schnellen Verbindungen nach Berlin abgehängt: „Dasmuss rückgängig gemacht werden.“ Bei aller Planung des Schienenverkehrs sollte man ja die kleinen Haltepunkte nicht abkoppeln.
Streichung von Fernzügen, versprochene, aber nicht hergestellte Barrierefreiheit und anderes waren zunächst die Reizwörter, auf die Ellwangens Oberbürgermeister Karl Hilsenbek (FWV) einging.
Vor über zwei Jahren habe man schon „vertiefte Untersuchungen“ angestellt. Bis zur Verbandsversammlung im Oktober müsse alles stehen, um noch in den Generalverkehrsplan kommen zu können.
„Wenn wir von Stuttgart 21 profitieren wollen, müssen wir die Brenzbahn zweigleisig ausbauen“, forderte Dr. Heppner (Grüne). Die Vorschläge und Forderungen im Blick auf eine deutliche Verbesserung des Schienenverkehrs nannte Heidenheims Oberbürgermeister Bernhard Ilg (CDU) schön und gut: „Ich bin da schon ein bissle reserviert, denn wenn wir ein Fass aufmachen, das so voller Forderungen ist, dann werden wir sicher gefragt: Wer soll das bezahlen?“ Diesen Ball nahm Hermann Mader auf: „Wir brauchen als nächsten Schritt eine Kosten-NutzenAnalyse.“ Verbandsdirektor Thomas Eble erwähnte, dass die Nahverkehrsgesellschaft 13 Millionen zusätzliche Zugkilometer bestellen wolle und man um einen enormen Nachholbedarf bei den Triebfahrzeugen/ Waggons wisse. Im vierten Quartal 2010 werde der neue Generalverkehrsplan veröffentlicht.
Bis dahin müsse die Region ihr Forderungspaket längst geschnürt und vorgelegt haben.
Es gab in der Sitzung noch ein längeres Tauziehen um die Frage, ob der Planungsausschuss „heute überhaupt etwas zu beschließen“ habe. Hermann Mader hielt „das für zwingend – als Signal für die angestrebte Anhörung“. Dass noch nachgearbeitet werden müsse, betonte Klaus Pavel: „Dann bitte weniger Allgemeinplätze und alles sehr konkret formulieren.“ Dem stimmten schließlich alle versammelten Regionalräte einstimmig zu.