Bei kaltem Wetter qualmt es besonders schön. Dicke Schwaden aus weißem Rauch legen sich über den Zug, hüllen ihn in eine Wolke der Nostalgie, die sich allmählich in den Nadelbäumen des Südschwarzwalds verliert. Die alte Lok pfeift und keucht, muss ackern und arbeiten, über 230 Höhenmeter auf neun Kilometern bewältigen. Ein gewaltiges Stück Arbeit für eine Dampfbahn dieser Zeit, die für den Truppen- und Kanonentransport vorgesehen war.
Sauschwänzlebahn hat dieses abenteuerliche Eisenbahnkonstrukt einmal ein Ingenieur scherzhaft genannt. Weil die Landschaft so steil ist, muss sie der Zug in mehreren geringelten Kreiskehren überwinden, Täler überbrücken, Bergrücken umfahren, Schluchten passieren und Ortschaften unter sich zurücklassen. Vier Viadukte und sechs Tunnel zählt die Ministrecke, die zwischen Stühlingen-Weizen und Blumberg dicht an der Schweizer Grenze verläuft.
Alles einsteigen! Schon um 11 Uhr morgens prosten sich die Ersten am Bahnhof Weizen mit einem ebensolchen Bier zu. Es herrscht Partystimmung und an gut gebuchten Tagen Massenbetrieb im Zug mit seinen über 600 Sitzplätzen. Wer Lust hat, hängt seinen Kopf aus dem Fenster oder geht auf die Plattform am Wagenende. Und wer noch mehr Lust hat, bleibt auch im Tunnel dort stehen, bis er aussieht wie ein Schornsteinfeger nach der Arbeit.
Die Sauschwänzlebahn ist heute eine der attraktivsten Museumseisenbahnen in Deutschland. Wochenende für Wochenende kommen Wanderer, Ausflügler, Familienurlauber und Eisenbahnfreude, um mit der Dampflok durchs Wutachtal zu zuckeln.
Manche fahren hin und zurück, besuchen in Blumberg das Eisenbahnmuseum, andere machen nur eine Strecke, um anschließend durch die Wutachflühen zu wandern. Wutachtalbahn lautet auch der offizielle Name der Strecke, doch für die touristische Vermarktung ist der Begriff Sauschwänzlebahn längst zu einem Markenartikel geworden.
Da ist sie ja schon wieder! Ständig dreht sich die Bahn im Kreis, begegnet sich versetzt um ein paar Höhenmeter immer und immer wieder, schraubt sich wie in einem Endlosgewinde mühsam die Steigung Richtung Blumberg hinauf. 25 Kilometer Gleise bei nur neun Kilometer Luftlinie, eine Stunde Fahrzeit, kein Wunder, dass die Bahnstrecke bald als überholtes Relikt einer zu langsamen Vergangenheit galt.
Am Bahnhof Fützen grüßt der Stationsvorsteher in der blauen Uniform eines badischgroßherzoglichen Beamten. Auch die Fahrkartenkontrolleure sind historisch gekleidet, die Lok besetzt mit Heizern, die noch von Hand schaufeln. Wären nicht die schmucklosen Personenwagen aus den sechziger und siebziger Jahren, glaubte man sich fast in eine andere Zeit versetzt.
Die große Zeit der Wutachtalbahn, sie war vorbei, noch bevor sie richtig begonnen hatte. 1890 eröffnet als strategische Umgehungsbahn für die Schweiz und den Kriegsfall, verlor sie bald an Bedeutung. Truppen und Kanonen hat sie nie transportiert und Passagiere auch nicht viele. 1932 wurde sie zur Nebenbahn herabgestuft, 1955 stillgelegt.
Hätte sich die Nato die Strecke nicht aus militärischen Gründen erhalten, wäre sie wohl ganz abgebaut worden.
So aber konnte sie 1977 ihre Wiederbelebung als Museumsbahn feiern. Ganz im Dienste des Friedens und der zahlreichen Urlauber, die mit ihr das Wochenende verbummeln.
Info:
Sauschwänzlebahn verkehrt bis Anfang Oktober immer mittwochs, samstags und sonntags, bis Ende Oktober noch sporadisch am Wochenende. Hin- und Rückfahrt 15 Euro, einfach elf Euro, Familien 38 bzw. 28 Euro. Tipp: Mittwochs fahren, da ist weniger los, eine Strecke wandern und das Eisenbahnmuseum in Blumberg nicht verpassen.
Dort gibt es ein überaus sehenswertes Landschaftsmodell der Strecke. Reservierungen und weitere Auskunft unter Telefon 07702.477604, www.sauschwaenzlebahn.de.