GERSTETTEN/DESSAU. Ein im Jahr 1928 erbauter, vierachsiger Schienenbus ist lediglich ein Gast auf Zeit auf der Gerstetter Alb. Der 1998 bei einem Unfall in Untergröningen beschädigte Triebwagen sollte den Ulmer Eisenbahnfreunden e. V. (UEF) als Ersatzteilspender für den Schienenbus T 06 dienen.
KLAUS-DIETER KIRSCHNER Dafür aber war der Havarist letztlich dann doch zu schade. 60 Personen bot das Schienenfahrzeug Platz und war nach dem Unfall in einem Schuppen untergestellt.
Wie der Vorsitzende der Ulmer Eisenbahnfreunde, Manfred Berka, auf Anfrage der Kreisredaktion der HZ mitteilte, war die Aufarbeitung dieses von vier Motoren (mit je 320 PS) angetriebenen Schienenbusses erwogen worden. Das aber wäre dann doch sehr aufwändig und sicher auch sehr teuer geworden, war sich Berka sicher und zeigte sich zufrieden, dass das Fahrzeug jetzt an Eisenbahnfreunde in Dessau verkauft werden konnte. Dieser Verein habe derzeit noch keine eigenen Schienenfahrzeuge und sei fest entschlossen, dieses Triebfahrzeug wieder fahrfähig zu bekommen.
Was die Ersatzteil-Versorgung angeht, haben die Ulmer Eisenbahnfreunde in der Firma Voith einen guten Partner gefunden.
Voith stellte dem Gerstetter Ableger der UEF die beiden nicht mehr benötigten Rangierloks „Blauer Klaus“ zur Verfügung und half bei der Aufarbeitung von Getrieben und der vorhandenen Motoren für den T 06. Die Ersatzteillage sei im Grunde zufriedenstellend, versicherte Berka. Deshalb denke man nicht mehr an die „Kanibalisierung“ dieses vierachsigen Schienenbusses, der noch die Aufschrift „Tälesbahn“ trägt und doch reichlich Rost auf der Außenhaut trägt. In ihren T 06 hatten die UEF immerhin 4000 freiwillige Arbeitsstunden investiert und rund 60 000 Euro ausgegeben.
Vor allem in den Wintermonaten war und wird im Gerstetter Lokschuppen feste an der Instandhaltung des Fuhrparks geschafft.
Jetzt fährt das gute Stück – gemeint ist der T 06 – zuverlässig auf der Nebenbahn zwischen Gerstetten und Amstetten an den Sonntagen, an denen das Dampfzügle nicht auf der Strecke ist.
Die „Tälesbahn“ ist – wie früher die Strecke zwischen Amstetten und Gerstetten – von der Württembergischen Eisenbahngesellschaft betrieben worden. Die Stichbahn von Neuffen nach Nürtingen misst knapp neun Kilometer Länge und wurde am 1. Juni 1900 in Betrieb genommen.
Im Gegensatz zum Albbähnle ist auf der „Tälesbahn“ noch regelmäßiger Schienenverkehr – außer sonntags. Alle 30 bzw. alle 60 Minuten verkehren hier Schienenbusse zum Anschluss an die Neckar-Alb-Bahn in Nürtingen. Von hier fahren die Passagiere weiter nach Tübingen und Stuttgart.
Ansonsten ist im Museumsbetrieb das „Sofa-Zügle“ der „Gesellschaft zur Erhaltung von Schienenfahrzeugen (GES)“ unter Dampf. In Neuffen betreibt die Württembergische Eisenbahngesellschaft eine Zentralwerkstatt für Schienenfahrzeuge.