GIENGEN. „Gut Ding braucht lang Weil“, weiß der Volksmund. Gut zu werden verspricht die künftige Gestaltung der Fußgängerunterführung beim Bahnhof allemal, doch ob das auf lange Sicht so bleibt, steht auf einem anderen Blatt.
Seit Jahren mussten in der unterirdischen Passage zwischen der Bahnhof- und Ulmer Straße immer wieder ekelhafte Verschmutzungen und unappetitliche Schmierereien beklagt werden.
Waren penetrant riechende Hinterlassenschaften menschlicher Notdurft auf dem Betonboden ausgetrocknet oder beseitigt und die Wände von fragwürdigen Graffiti gereinigt, folgte der nächste Ärger quasi auf dem Fuß. Die Unterführung erlangte so den Ruf einer berühmt-berüchtigten Schmuddelecke, die auf per Bahn nach Giengen kommenden Besucher äußerst abstoßend wirkt. Die Einheimischen wussten immerhin, was sie erwartet, wenn sie den Weg durch die Unterführung zwischen der Nord- und Südstadt nahmen.
Proteste und Beschwerden gab es zuhauf. Nach wiederholten Beratungen in gemeinderätlichen Gremien wurde letztlich im November vorigen Jahres der Beschluss gefasst, den Durchgang unter der Bahn zu sanieren, denn die Stadt ist für die bauliche Unterhaltung und die Reinigung der Anlage zuständig. Diese Verpflichtung geht zurück auf das Jahr 1972, als von der damaligen Bundesbahn die Unterführung geschaffen wurde. In diesen Tagen wird nun die im vergangenen Herbst im Stadtparlament beschlossene Sanierung in die Tat umgesetzt.
Die Kosten sind dabei auf eine Höchstsumme von 100 000 Euro gedeckelt worden. Helmut Schönberger, der Fachbereichsleiter „Technischer Service“, rechnet die bisherigen Vergaben vor: 45 000 Euro für neue Fliesen, 20 000 Euro für Malerarbeiten und 12 000 Euro für die Ergänzung und Modernisierung der Beleuchtung. Zurzeit wird noch geprüft, obmit den restlichenMitteln der Treppenaufgang auf der Seite der Ulmer Straße überdacht werden kann, um zu verhindern, dass bei starken Regengüssen Wasser in die Unterführung läuft. Möglicherweise kann auf ein Dach aber auch ganz verzichtet werden, indem der Untergrund auf der Südseite ein leichtes Gefälle erhält, das einen Ablauf in die dortigen Entwässerungsrinnen gewährleistet.
Fest steht derweil, dass nicht nur die Wände der Unterführung neu gefliest werden, sondern auch der betonierte Boden des Tunnels mit Platten belegt wird. „Alles wird heller“, kündigt der Vertreter der städtischen Bauverwaltung an und verweist in diesem Kontext auf die künftigen Anstriche der bisher trist-grauen Decke des Tunnels und der Wände entlang der beiden Treppenanlagen. Die Steinzeugfliesen haben eine eingebrannte Beschichtung, von der sich ungewünschte „Mal- und Spray-Künste“ relativ einfach entfernen lassen. „Farben können sich in der Glasur nicht festsetzen“, erklärt Georg Mack, der Chef der gleichnamigen Giengener Fachfirma für Fliesen, deren Mitarbeiter derzeit Wände und Boden neu „plätteln“.
Helmut Schönberger geht davon aus, dass die in diesen Tagen gestarteten Sanierungsmaßnahmen rund drei Wochen beanspruchen.
Gelöst werden soll dabei auch ein weiteres Problem: Durch die Decke tropfte bislang gelegentlichWasser in die Unterführung. Die Fugen wurden zwar verdichtet, doch um ganz sicher zu gehen, werden unter der Decke seitlich kleine Rinnen installiert, durch die Wasser abfließen kann und nicht mehr auf den Boden plätschert. „Die Unterführung soll trocken sein“, betont der städtische Bauexperte und hofft, dass es künftig auch keine Pfützen und Lachen mehr gibt, die weder auf Regen noch undichte Stellen in derDecke zurückzuführen sind. Angesichts der bisher anrüchigen Erfahrungen scheint das wie ein frommer Wunsch, doch wie weiß der Volksmund auch: „Alles kann nur besser werden.“