Insgesamt 2400 Bahnhöfe mit Empfangsgebäude bundesweit besaß die Bahn ursprünglich. Weil davon aber nur rund 600 wirtschaftlich zu betreiben seien, wolle man den Rest Stück für Stück veräußern, kündigte der Konzern vor rund zwei Jahren an. Seitdem hat sich an der Brenzbahn schon einiges getan.
Bistro
Ein gelungenes Beispiel für den Verkauf eines Bahnhofs ist Oberkochen: Die Stadt erwarb das Gebäude von der Bahn und setzte es dann an einen privaten Betreiber ab. Dieser renovierte den ehemaligen Bahnhof für viel Geld. In den nächsten Wochen soll darin ein kleines Bistro eröffnet werden.Wegen des gelungenen Umbaus interessiert sich sogar die Bahn wieder für den Bahnhof: Sie hat den Besitzer Franz Rank um eine „Vorher – Nachher“-Dokumentation gebeten, um damit potenziellen Kunden andere Bahnhöfe schmackhaft zu machen.
Ein solches Modell bietet sich natürlich für Gemeinden an, die durch den Erwerb des Bahnhofs selbst entscheiden können, an wen sie das Gebäude veräußern wollen. Denn die Bahn gibt ihre Liegenschaften zumeist an den Höchstbietenden ab, erklärte eine Sprecherin. Um einen Bahnhof kaufen zu können, muss die Gemeinde aber auch das nötige Kapital haben und es auch ausgeben wollen. Dazu kommt, dass sich die Preisvorstellungen teilweise stark unterscheiden. „Wir hatten ein Angebot von der Bahn vorliegen“, so Hermaringens Hauptamtsleiter Harald Uherek, „doch das war nicht interessant für uns.“Will heißen, der Preis stimmte nicht. Solche Fälle sind auch von anderen Bahnhöfen bekannt. Aber woran liegt das? „Dazu kann ich nichts sagen“, erklärte eine Pressesprecherin der Bahn trocken. Wenn die Gemeinde das Angebot nicht annehme, würden die Bahnhöfe eben an Privatpersonen verkauft.
Hermaringen verständigte sich allerdings mit der Bahn darauf, dass die Gemeinde vor dem Zustandekommen eines Kaufvertrages mit einem privaten Bieter einen sogenannten „Last Call“ hat. Damit kann die Gemeinde jederzeit noch eingreifen und den Bahnhof selbst erwerben. Derzeit liege aber noch kein konkretes Nutzungskonzept für das Gebäude vor, so Bürgermeister Jürgen Mailänder.
Bruchbude
Dass das Geschäft mit den Bahnhöfen aber auch anders laufen kann als am Vorzeigeobjekt Oberkochen, zeigt sich ein paar Kilometer südlich von Langenau: Der Bahnhof Thalfingen wurde von der Bahn im Dezember 2007 zusammen mit anderen Gebäuden an Patron Capital und Procom Invest verkauft und altert seitdem vor sich hin. Keine Spur von Renovierungsarbeiten oder einer neuen Nutzung. Auf Anfragen der Gemeinde Elchingen kam bisher keine Antwort. „Ich denke, dass die erstmal Geld in die großen Bahnhöfe investieren und sich dann um den Rest kümmern“, so ein Sprecher der Gemeinde.
Dabei haben auch die kleinen Gebäude durchaus ihren eigenen Charme. Als monumentale Bauwerke mit oftmals zentraler Lage und natürlich dem Bahnsteig vor der Tür sind die meist mehr als 140 Jahre alten Bahnhöfe durchaus sympathisch. Aber die Gebäude müssen aufgrund ihres Alters auch saniert und gedämmt werden. Das seien sehr viele Kosten, die da zusammenkämen, auch den Unterhalt dürfe man nicht unterschätzen, erläutert Thalfingens Finanzverwalter Hermann Gulde.
Den Gemeinden wurden die Bahnhöfe noch vor der offiziellen Ausschreibung angeboten. Damit hatten diese die Chance, die Gebäude zu kaufen. Allerdings seien die Preise für die Empfangsgebäude samt Grundstück viel zu hoch angesetzt worden, so Finanzfachmann Gulde. Die Preisvorstellungen seien „exorbitant“ und damit für die Gemeinde nicht zu bewältigen gewesen.
Das ist eigentlich schade, denn die Kommunen sind durchaus daran interessiert, ihre Bahnhöfe als „Visitenkarten“ in voller Pracht zu erhalten. Auch in Königsbronn steht man schon seit einiger Zeit mit der Bahn in Verhandlungen.
Dabei geht es unter anderem um den Preis. Außerdem wurde von der Verwaltung ein städtebauliches Verfahren eingeleitet, in dem die genauen Umstände einer möglichen Nutzung des Bahnhofs und des darum liegenden Geländes unter die Lupe genommen werden.
Brenzbahn bald ohne Bahnhof?
Entlang der Brenzbahn stehen – Ulm und Aalen eingerechnet – 18 Bahnhofsgebäude. Davon wird für den Personenverkehr neben Aalen und Ulm aber nur Heidenheim als Bahnhof mit Wartehalle und Schaltern erhalten bleiben. Schon jetzt haben die übrigen Bahnhöfe geschlossen und Fahrkarten werden ausschließlich an Automaten verkauft. Es lässt sich darüber streiten, ob dieses Vorgehen im ständigen Hin und Her zwischen Service und Effizienz gerechtfertigt ist.
Im Landkreis Heidenheim sind bisher nur die Bahnhofsgebäude Schnaitheim, Mergelstetten und Herbrechtingen verkauft. Königsbronn und Hermaringen sind zum Verkauf ausgeschrieben, für die Gebäude in Giengen und Sontheim wird derzeit die Sachlage geprüft. Die Bahnhöfe Bergenweiler und Niederstotzingen befinden sich noch im Besitz der Bahn.
Wann sie verkauft werden sollen, konnte der Pressesprecher der Bahn nicht sagen.