Der VRS hatte im November 2006 den S-Bahnbetrieb europaweit ausgeschrieben. Nach einer geänderten Rechtssprechung war das laufende Verfahren im Juli 2007 aufgehoben und ein neues Wettbewerbsverfahren eingeleitet worden. Fünf Eisenbahnverkehrsunternehmen hatten ihr Interesse bekundet, ein Unternehmen davon musste wegen Formfehlern ausgeschlossen werden. Die verbleibenden vier Unternehmen hatten die Unterlagen zur Abgabe eines ersten Angebots erhalten. Ausschließlich die DB Regio AG gab fristgerecht bis 30. März 2008 ein Angebot ab. Es folgten mehr als 70 Verhandlungsrunden mit der DB Regio AG, in denen der vorliegende 600 Seiten starke Vertrag erarbeitet wurde.
Es handelt sich mit rund 9,8 Mio. Zugkm pro Jahr um die bislang größte Vergabe eines bestehenden S-Bahn-Systems in Deutschland. In den S-Bahnen der sechs Linien fahren täglich rund 330.000 Menschen. Wichtige Eckpunkte des neuen S-Bahn-Vertrags sind:
- 1. Neue S-Bahn-Fahrzeuge: Mit Vertragsbeginn werden ausschließlich klimatisierte S-Bahn-Fahrzeuge des neuen Typs ET 430 (ähnlich dem ET 422) und des neuwertigen Typs ET 423, der heute schon auf den Linien S 1 und S 3 fährt, unterwegs sein. Das Durchschnittsalter der S-Bahn-Fahrzeuge sinkt auf 5,6 Jahre. Die Anschaffung der 83 neuen S-Bahn-Fahrzeuge für über 400 Mio. EUR erfolgt durch die DB Regio AG.
- 2. Noch höhere Anforderungen an die Qualität: Sollte die DB Regio AG die gemeinsam vereinbarten Zielwerte bei Pünktlichkeit, Sauberkeit oder auch Information der Fahrgäste verfehlen, wird wie bisher eine Pönale an den VRS fällig, allerdings in einem deutlich größeren Volumen als bisher. Sollte die Qualität, die regelmäßig überprüft wird, in Bezug auf Pünktlichkeit und Zugausfall unter einen Mindestwert rutschen, habe die Region sogar ein Sonderkündigungsrecht.
- 3. Sicherheitsgefühl wird weiter gestärkt: Speziell in den Abendstunden soll wesentlich mehr Sicherheitspersonal eingesetzt werden. Im Vergleich zum heutigen Vertrag sei eine Verzehnfachung der Kontrollgänge und -fahrten vereinbart. Weiter werden bis zum Juli 2013 alle Fahrzeuge des Typs ET 423 mit Videokameras ausgestattet sein.
- 4. Wirtschaftlicher Vertrag, geringere Kosten pro Zugkm: Trotz Qualitätsverbesserungen und trotz neuer Fahrzeuge sinken die Kosten pro Zugkm von 6,37 EUR auf 6,14 EUR. Darin ist bereits berücksichtigt, dass künftig durch die neuen Linien S 1 (Plochingen – Kirchheim/Teck), S 4 (Marbach – Backnang) und S 60 (Böblingen – Renningen) mehr Fahrleistungen erbracht werden. Legt man zum Preisstand 2009 dem heutigen Vertrag das Verkehrsangebot von 2013 zugrunde, rechnet der VRS mit Einsparungen von 2 Mio. EUR jährlich.
- 5. Netto-Vertrag: Auch der neue Vertrag soll wie bisher als Netto-Vertrag abgeschlossen werden. Damit zahlt der VRS über Regionalisierungsmittel die Differenz aus Betriebskosten und den Fahrgeldeinnahmen, die die DB Regio AG direkt aus dem VVS-Topf erhält. Weiter bietet der Vertrag die Möglichkeit, Zu- oder Abbestellungen von 25 Prozent der Kilometerleistung vorzunehmen.
- 6. Künftiger Wettbewerb: Der jetzt vorgelegte Vertrag enthält Weichenstellungen für einen Wettbewerb ab 2028. So hat sich die DB Regio AG verpflichtet, auf Wunsch eines neuen Betreibers ab 2028 bis zu drei Jahre als Unterauftragnehmer zu fahren sowie Werkstattleistungen anzubieten. Beide Dienstleistungen sind mit Kalkulationsgrundlagen hinterlegt.
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