Unser Büchertipp:
1919 bis 2019
Die Schmalspurbahn Marbach–Beilstein–Heilbronn
Kalender mit Bilder der Brenztalbahn für das Jahr 2024
Die schöne Württembergerin und ihre Vorgänger
150 Jahre Eisenbahngeschichte
Eine Dokumentation über die Anfänge des öffentlichen Stadtlinienverkehrs in Stuttgart - 1860 bis 1897
16.11.08 19:15 Uhr Alter: 15 Jahre
Gute Seele vom Gleis 1 ist Bahnhofspate
Von: dso
Langenau/Ulm (sh) Oft wenden sich Fahrgäste am Langenauer Bahnhof an Emanuel Königer. Er soll dann Reiseauskünfte erteilen, Geld wechseln oder behilflich am Fahrscheinautomaten sein. Der 32-Jährige ist aber weder Bahnangestellter noch Mädchen für alles, sondern "nur" Bahnhofspate.

"Entschuldigung, wann fährt der nächste Zug nach Ingolstadt?" - Emanuel Königer strahlt wohl schon von Ferne Hilfsbereitschaft aus. Vielleicht hat er auch etwas von einem Bahn-bediensteten an sich, obwohl er gar keine Uniform trägt. Denn wann immer er am Langenauer Bahnhof nach dem Rechten schaut, zieht er ratlose Fahrgäste wie magnetisch an. Gemeinsam mit den hilflosen Passanten versucht er, die Problemchen aus der Welt zu schaffen. Der Bedarf an menschlicher Betreuung an den Bahnstationen ist ganz offensichtlich groß. Auch in Langenau. "Ich helfe, wo ich kann", sagt er.

 

Dabei wäre das gar nicht sein Auftrag. Denn als Bahnhofspate ist er nicht für die Menschen zuständig, sondern lediglich für das Erscheinungsbild des Bahnhofgebäudes und der Bahnsteige. Franz Nerb vom Service-Management der Bahn AG in Ulm formuliert es so: "Die Bahnhofspaten melden uns hauptsächlich Unregelmäßigkeiten, wie etwa Vandalismusschäden oder Nachlässigkeiten in der Reinigung. Die Zusammenarbeit zwischen ihnen und der Bahn ist sehr eng." So sind Bahnhofspaten, die ihre Aufgabe ehrenamtlich versehen, willkommene Glücksfälle für das Unternehmen Bahn. Denn vielerorts, auch im Alb-Donau-Kreis, zeigt sich das gleiche Bild: verwaiste Bahnhöfe ohne Personal. Viele kleinere Bahnhöfe sind nur noch pure Haltepunkte - zweckorientiert und seelenlos. Für Vandalen ein idealer Tummelplatz: hier besudelte Wände, dort zertrümmertes Fensterglas.

 

Bahnhofspatenschaften gibt es in ganz Deutschland. Rar gesät sind sie aber dennoch. In der Regel sind die Paten täglich am Bahnhof und melden nicht nur die Auffälligkeiten, sondern greifen auch selbst zu Pinsel, Farbe oder Müllzange, um Wandschmierereien und Unrat zu beseitigen. Jeder, der sich für eine Patenschaft interessiert, kann bei der Bahn vorsprechen. Bahnhofspaten sind gesuchte Leute.