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22.05.08 21:50 Uhr Alter: 16 Jahre
Der Gähsmetzger und die Bremsvorschriften
Von: Kurt Engler/HZ/HNP
Im Wartesaal des Sontheimer Bahnhofs lebt die alte Brenzbahn wieder auf

Im ehemaligen Wartesaal des Sontheimer Bahnhofs erinnert ein Museum an die Brenzbahn.


Jürgen Benz (im Bild) betreut die Sontheimer Station als Bahnhofspate und kümmert sich um das Museum im Wartesaal.


In einer Vitrine steht das Modell des Gähsmetzgers. Fotos: Uwe Bernard/HZ

Ein kleines aber feines Museum wartet im ehemaligen Wartesaal des Sontheimer Bahnhofs auf Besucher. Gezeigt werden heute seltene Exponate aus der besten Zeit der Brenztal-Eisenbahn. Betreut wird das Museum von Jürgen Benz.

Der alte Bahnhof befindet sich im Eigentum der Bahn. Jürgen Benz betreut das Anwesen als Bahnhofspate. Der Sontheimer arbeitet als Fahrdienstleiter im Zentralstellwerk Heidenheim, das zuständig ist fär die Bahnlinie Aalen nach Ulm. Früher war Jürgen Benz am Sontheimer Bahnhof beschäftigt.

Heute schaut er als Bahnhofspate nach dem Rechten, und das ist in Sontheim an der Brenz auch dringend notwendig. Der Bahnhof und seine Einrichtungen leiden unter Vandalismus. An den neuen Wartehäuschen wurden bereits mehrere Scheiben eingeschlagen und ein Hinweisschild beschossen. Jürgen Benz bittet künftige Zeugen um Hinweise auf die Täter, Telefon 0173.9520473.

Auf die Idee im ehemaligen Wartesaal ein Museum zu gründen kamen Jürgen Benz, einige Kollegen und die Bahn nach einem recht erfolgreichen Bahnhofsfest in Giengen. Dabei waren 125 Jahre Brenzbahn gefeiert worden. Die Trasse war vor 125 Jahren erstmals bis Ulm hinunter befahrbar. In Giengen zeigten Jürgen Benz und Kollegen eine Ausstellung von Fotos, die sie nicht auflösen, sondern weiterhin zeigen wollten. Der Warteraum im Sontheimer Bahnhof bot sich dafür an. Andere Exponate kamen dazu, und ein kleines aber feines Museum wuchs heran.

In den Vitrinen liegen alte Gerätschaften, Lampen, Schilder ein seltenes Modell des berühmten "Gähsmetzger". Eine kleine Bibliothek gibt Einblick in die vormals den Bahnbediensteten vorbehaltene Literatur. Da gibt es neben vielen anderen ein Buch mit Befehlsvordrucken, Bremsvorschriften, ein Signalbuch, eine Fahrdienstvorschrift, eine Fernsprechvorschrift und einen Entfernungsanzeiger. Nebenan stehen auf einem Tisch mehrere Stempelpressen, mit denen früher das Datum auf die Fahrkarten kam. Teile von Uniformen ergänzen die Ausstellung.

Die Ausstellung der Fotos wird von Zeitungsausschnitten ergänzt. Einer weist auf ein Erlebnis mit der weiblichen Landbevölkerung hin. Auf dem Bahnsteig standen mehrere Frauen, eine davon in bester Festtagskleidung. Der Condukteur forderte die Frauen zum Einsteigen auf, doch staunend blieben sie stehen. Erst als der Zug sich in Bewegung setzte, wollten sie aufspringen. "Sie mussten gewaltsam zurückgehalten werden. Ein Unglück ist leider zu bald geschehen.", schrieb der Chronist.

Das Museum kann besichtigt werden. Anmeldung bei Jürgen Benz, Telefon 0173.9520473.