GIENGEN. Ein bisschen erinnert das Begehren an Don Quichotes aussichtslosen Kampf gegen Windmühlen Kunden der Bahn AG fordern, dass Züge am Giengener Bahnhof hauptsächlich auf Gleis 1 verkehren sollen.
Aus diesem Grund wandten sich die Eheleute Edeltraud und Wolfgang Häring an das auch für Giengen zuständige Bahn-Management in Ulm. In dem Schreiben wird festgestellt, dass nur zwei Züge am Tag auf Glas 1 rollen, während 54 auf Gleis 2 einund ausfahren. Wörtlich heißt es in dem Brief: „Die meisten Benutzer treffen vor dem Bahnhof – hier ist gleich Gleis 1 – ein: zu Fuß, mit Kinderwagen, Fahrrad, Rollstuhl oder Auto und wollen natürlich auf diesem Weg wieder nach Hause.“ Fast alle Fahrgäste müssten auf dem Weg zum Gleis 2 Treppen bzw. Fahrstühle benützen, beklagt das Ehepaar und wirft die Frage auf: „Warum also nicht die Benutzung der Gleise tauschen, so dass der Großteil der Züge direkt am Bahnhof ankommt und abfährt“
Es sei um alte Menschen, Gehbehinderte, Reisende mit Kinderwagen oder Rollstuhlfahrer schlecht bestellt, wenn ein oder beide Fahrstühle ausfallen, argwöhnen die Härings und verweisen darauf, dass dies eine Woche lang bereits der Fall gewesen sei
Gleis 1 hat nach ihrer Ansicht auch den Vorteil, dass hier ein großes Dach wartende Personen vor schlechtem Wetter schützt
Ein weiterer Vorteil ergibt sich ihres Erachtens durch die Wenigbenutzung der Aufzüge, denn dadurch könnten Strom, Wartung und letztlich Geld gespart werden. „Wir erwarten als Bahnkunden, dass die Umstellung in obigem Sinn erfolgt“, schrieben Edeltraud und Wolfgang Häring, die Kenntnis davon haben, dass sich schon viele Leute ärgerten
Die DB Netz AG äußert in ihrem Antwortschreiben durchaus Verständnis für das Anliegen, doch ein Gleiswechsel wird nicht in Aussicht gestellt. Mit der Modernisierung der Brenzbahn in den vergangenen Jahren konnte ein deutlicher Anstieg der Pünktlichkeit der Züge erzielt werden, heißt es in den Brief, in dem unter anderem erklärt wird: Voraussetzung für den Pünktlichkeitsgewinn sei jedoch, dass die Züge mit der höchstmöglichen Geschwindigkeit in die Bahnhöfe ein- und ausfahren. Dies sei nur auf den durchgehenden Gleisen möglich. Würden die Züge auf das abzweigende Gleise 1 fahren, müssten sie bei der Fahrt über Weichen aus technischen Gründen ihre Geschwindigkeit auf 60 km/h drosseln, was einen Fahrzeitverlust von circa zwei Minuten zur Folge hätte. Würde man das in allen Bahnhöfen so praktizieren, wären die Effekte aus der Streckenertüchtigung nichtig und Anschlüsse an Züge im Rahmen des integrierten Taktverkehrs nicht mehr gewährleistet
Die Bahn hofft ihrerseits auf Verständnis, das die Härings bezüglich der technischen Streckenertüchtigung auch haben. Es sollte aber dennoch geprüft werden, ob nicht beim nächsten Fahrplanwechsel der Betrieb so organisiert wird, „dass unserem Wunsch“ entsprochen werden kann. In der Hoffnung auf Unterstützung wandte sich das Ehepaar auch an Giengens OB Clemens Stahl und an den Kreisverband des Verkehrsclubs Deutschland (VCD)