Mancher Bahnkunde versteht da nur Bahnhof. Während die Deutsche Bahn AG an Planungen arbeitet, den Aalener Bahnhof barrierefrei und damit behindertengerecht zu gestalten, kriegt man in Heidenheim nichts aufs Gleis.
Dr. Oliver Potzel ist einer von denen, die die ausbleibende Weichenstellung des Bahn-Managements nahezu täglich trifft. Macht sich der 39-jährige Rollstuhlfahrer vom Heidenheimer Bahnhof aus auf den Weg zur Uni nach Ulm, bauen sich vor ihm Hürden auf, die er nurmit fremderHilfe bewältigen kann. Zunächstmuss eine schwere Sperrkette angehoben werden, um inBegleitung über diedannungesicherte Bahntrasse zum Gleis 2 zu gelangen. Dort angekommen, braucht es erneut einen freundlich gestimmten Mitmenschen, um vom niedrigen Bahnsteig aus das Zugabteil zu erklimmen. Und abends wiederholt sich das Geschehen–nur indannumgekehrter Reihenfolge.
Dass der Heidenheimer Bahnhof in dieser Hinsicht keine Zugnummer darstellt, ist den Bahn-Oberen schon länger bekannt. Im September vergangenen Jahres war die offensichtliche Mangelerscheinung von höchster Heidenheimer Stelle im Rahmen eines hochoffiziellen Ereignisses angesprochen worden.AlsRufer in derBahnwüste betätigte sich Oberbürgermeister Bernhard Ilg, der anlässlich der groß gefeierten Inbetriebnahme dermodernisiertenBrenzbahnden fehlenden behindertengerechten Zugang zum Gleis 2 moniert und sein Bedauern dieser misslichen Situation zum Ausdruck gebracht hatte – geschehe dies doch ausgerechnet in einer Stadt, die auf sich halte, viel für Behinderte zu leisten.
Dass dies einer Kreisstadt unwürdig ist, hat erst jüngst auch der Kreisseniorenrat Heidenheim zum Ausdruck gebracht, der die Deutsche Bahn AGaufgefordert hat, den Bahnhof mit Rolltreppen auszustatten, was nicht zuletzt den Transport von Kinderwägen und Gepäck erleichtern würde. Post in dieser Angelegenheit bekam zudem der CDU-Bundestagsabgeordnete Georg Brunnhuber, der in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der Bahn AG von der Mutter eines behinderten Sohnes gebeten worden ist, sich der Behebung dieses Missstandes anzunehmen.
Doch nach Lage derDinge ist zumindest in nächster Zukunft keine Weichenstellung in dieser Richtung zu erwarten. Während der Nachbarstadt Aalen vor wenigen Tagen immerhindie froheBotschaft zuteil geworden ist, dass man sich mit Planungeneinesbarrierefrei gestalteten Bahnhofs beschäftige, bleibt Heidenheim eine solch bahnbrechendeNachrichtweiter versagt. In der Stuttgarter Bahn-Zentrale vermag man zum Bahnhof Heidenheim derzeit konkret nichts zu sagen. Auf HZ-Anfrage verweist Reinhold Willing, Sprecher der Deutschen Bahn AG in Stuttgart, auf die generelle Leitlinie, wonach dieBahnbestrebt sei, dieAttraktivität von Bahnhöfen zu steigern, um mehr Fahrgäste zu generieren.
„Und die Barrierefreiheit der Verkehrsstation ist dabei natürlich ein wichtiges Gestaltungskriterium“, erklärt der Bahn-Repräsentant, unterstreicht aber, dass man bei den Planungen und Überlegungen auch die Anzahl der BahnhofbesucherunddieArt derdortverkehrenden „Zugprodukte“ zu berücksichtigen habe.Will heißen:Wo der ICE verkehrt und ein höheres Fahrgastaufkommen einfährt, stehen die Signale eher auf Grün.<br>