Vor 75 Jahren beherrschte die Dampflokomotive die Schienen der Welt. Ab den 30er-Jahren aber wurde sie auf Strecken mit weniger Fahrgästen aus wirtschaftlichen Gründen sukzessive von Triebwagen mit Verbrennungsmotoren verdrängt. Voith war daran maßgeblich beteiligt.
Der Einsatz dieser neuen Triebwagen steckte voller Herausforderungen. Die Leistungsübertragung vom Motor auf die Schiene mit einem herkömmlichen (mechanischen) Getriebe war nur bedingt alltagstauglich.
Eine bessere Lösung für die Leistungsübertragungmusste her. Oscar Hacker, damaliger Leiter des Fahrzeugbaus bei Austro-Daimler in Wien, wandte sich an Walther Voith in St. Pölten. Dieser fand, dies sei eine überaus interessante Aufgabe für den Wasserturbinenbau in Heidenheim.
Kurz zuvor hatte Voith drei Großkupplungen für das Pumpspeicherkraftwerk in Herdecke geliefert, die auf dem hydrodynamischen Prinzip des Erfinders Hermann Föttinger basierten. Auch hier war die Leistungsübertragung die Herausforderung gewesen. Die hydrodynamische Kraftübertragung funktioniert mit Hilfe eines Mediums, in diesem Falle mit Öl.
Das Lastenheft für das neu zu konstruierende Getriebe war umfangreich. Einfacher Einbau, niedriges Gewicht, direkter Anbau an den Motor, sanftes, verschleißfreies Anfahren und einiges mehr. Die Hydrodynamik sollte sich auch hier als die geniale Lösung für Triebwagen von Austro-Daimler entpuppen.
Unter der Leitung von Wilhelm Hahn und Ernst Seibold wurde im Turbinenbau in Heidenheim das so genannte Turbogetriebe entwickelt, das sich die Erkenntnisse Föttingers zu Nutzen machte. Gleich zehn dieser Turbogetriebe wurden kostenlos an Austro-Daimler geliefert. Eine erste Vorführfahrt mit einem Austro-Daimler Schienenbus erfüllte die hohen Erwartungen des Kunden. Ein Dankesschreiben von Oscar Hacker ließ nicht lange auf sich warten. „Zur Erinnerung an einen entscheidenden Wendepunkt in der Verkehrstechnik“, schrieb Hacker und ein Foto des Schienenbusses im Hauptbahnhof von Innsbruck war beigelegt.
In der Geschichte der Eisenbahn war dies der Ausgangspunkt für zahlreiche neue Entwicklungen – auch für Voith.
Das Turbogetriebe fand bald internationale Beachtung und für Voith folgte eine Reihe neuerAufträge. Wichtiger noch, war dieses Getriebe die Geburtsstunde des dritten Konzernbereiches bei Voith. Die damalige Voith Antriebstechnik wurde zur heute weltweit bekannten Voith Turbo.
Voith hatte sich damit neben dem Turbinenbau (heute: Voith Siemens Hydro) und dem Papiermaschinenbau (heute: Voith Paper) ein drittes Standbein geschaffen.
1933 baute Voith das erste Turbogetriebe für den Einsatz auf der Schiene und schrieb Technikgeschichte. 75 Jahre später beginnt Voith Turbo mit der Voith Maxima wieder ein neues Kapitel im internationalen Schienenverkehr.