Maxima 40 CC heißt die erste komplette Lokomotive aus dem Hause Voith. Die Ingenieure des Heidenheimer Konzerns testen die Diesellok momentan in Tschechien, im nächsten Jahr kommt sie auf den Markt. Vor allem im Güterverkehr soll sie zum Zuge kommen.
Maxima ist noch sehr jung und trotzdem schon groß. Sie ist gerade ein Jahr alt, wiegt ausgewachsene 126 Tonnen und gibt sich modebewusst: außen trägt sie ein blau-silbergraues Kleid, innen einen riesigen Dieselmotor mit 16 Zylindern. Vor allem ist sie zugkräftig. Die neue Güterzuglokomotive zieht mit ihren 5000 PS schwere Güterzüge mit 3500 Tonnen Gewicht über die Gleise. Maximas Eltern kommen aus Heidenheim und aus Kiel. Der Maschinenbaukonzern Voith hat sich erfahrene Lokingenieure aus dem hohen Norden geholt. Die haben mit ihren schwäbischen Kollegen die erste komplette Lokomotive von Voith entwickelt und gebaut, und zwar schnell: "Im Februar 2005 gab es nichts als ein weißes Blatt Papier", sagt Hinrich Krey. Der Geschäftsführer der Voith Turbo Lokomotivtechnik GmbH Co. KG ist Vater und Geburtshelfer Maximas. Jetzt hat sie laufen gelernt, die Maxima-Familie testet die jüngste Tochter auf einer Teststrecke in Tschechien 50 Kilometer östlich von Prag. Die Versuchsfahrten werden noch einige Wochen dauern. "Eine Lok zu bauen ist einfach, die offizielle Zulassung zu bekommen, ist schwierig", sagt Krey. Lokomotiven, die in Deutschland auf die Schienen kommen, müssen viele Vorgaben erfüllen: die Bremsen müssen standfest sein, die Drehgestelle mit den Rädern müssen Ermüdungstest standhalten, die Lok muss die Schienen schonen und besonders leicht abrollen. Damit ist es aber nicht getan: Jedes europäische Land hat seine eigenen Anforderungen an Technik und Sicherheitssysteme. Maxima muss alles können, wenn sie im nächsten Jahr auf den Markt kommt, denn sie soll im grenzüberschreitenden Güterfernverkehr eingesetzt werden. In den nächsten fünf Jahren sieht Manfred Lerch, der bei der Voith Turbo GmbH für den Marktbereich Schiene zuständig ist, allein in Deutschland einen Bedarf von 800 Güterzugloks, "200 davon sollten Maximas sein." Jede kostet 3,4 Mio. EUR und ist der Anfang einer ganzen Voith-Lokomotivfamilie, denn die jüngste Tochter des Hauses bekommt eine Schwester names Gravita, eine Lok für den Güternahverkehr. "Bisher gibt es 55 Veträge, 23 für die Maxima, 32 für die Gravita", sagt Krey, der europaweit in den nächsten fünf Jahren einen Erneuerungsbedarf von bis zu 4000 Dieselloks sieht.
Mitgift für die Jüngste
Die Mitgift, die Voith der am Standort Kiel von 100 Beschäftigten gebauten Maxima mitgegeben hat, ist ansprechend. Die Ingenieure konnten bei der Konstruktion auf viel Erfahrung zurückgreifen. Vor allem die hydropneumatischen Getriebe des Konzerns sind schon lange weltweit in Lokomotiven im Einsatz. "70 Prozent der Maxima sind von uns", sagt Krey. Von den großen Teilen ist nur der Dieselmotor kein Eigengewächs. "Der kommt von ABC in Belgien, einem Spezialisten für große Diesel, vor allem Schiffsmotoren", sagt Krey. Wie im Maschinenraum eines U-Bootes sieht es auch in der Maxima, der stärksten einmotorigen Diesellok der Welt, aus. Der riesige grüne Block hat einen Hubraum von 256 Litern, ein großer Auto-Achtzylinder-Diesel kommt auf vier Liter. Das Herz der Maxima ist deutlich durstiger als das eines Autos, es verbraucht 3,6 Liter, pro Kilometer! Dann hängen allerdings bei 120 Stundenkilometern 3000 Tonnen am Haken, das Gewicht von 2800 Autos. Entsprechend groß ist der Tank: 9000 Liter passen rein. Damit hat sie eine große Reichweite von 2500 Kilometern. Wenn sie zwischen Rotterdam und Mailand pendelt, hilft das sparen. Denn getankt werden sollte dort, wo Maximas Namensvetterin Prinzessin ist: Im niederländischen Rotterdam gibt es Diesel für den Schienenverkehr steuerfrei.