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25.09.07 14:05 Uhr Alter: 17 Jahre
Spatenstich zum Weiterbau in Richtung Dischingen
Von: Jürgen Ranger
Am 25. September 2007 hat der erste Spatenstich zur Verlängerung der Härtsfeld-Museumsbahn von der jetzigen Station Sägmühle zur Station Katzenstein am Härtsfeldsee stattgefunden.

Der erste Spatenstich am Gleisende. Von links nach rechts: Bürgermeister Gerd Dannenmann (Neresheim), Mitglied des Landtags Bernd Hitzler (Wahlkreis Heidenheim), Bürgermeister Alfons Jakl (Dischingen), Landrat Klaus Pavel (Ostalbkreis), Landrat Hermann Mader (Landkreis Heidenheim), Herr Münnich (Planungsgesellschaft Acerplan + Münnich), Mitglied des Landtags Ulla Haussmann (Wahlkreis Aalen-Ellwangen), Werner Kuhn (1. Vorsitzender Härtsfeld-Museumsbahn), Wolfgang Groll (Ing.-Büro Gansloser GmbH & Co. KG), Dietmar Fischer (Vorstandsmitglied Härtsfeld-Museumsbahn und Bauleiter)


Der zweite erste Spatenstich fand einige Meter weiter auf der zukünftigen Trasse statt. Fotos: Stefanie Heinrich, Neresheim.

NERESHEIM. Mit zwei Landtagsabgeordneten, zwei Landräten und zwei Bürgermeistern waren sowohl die beiden beteiligten Kreise, der Ostalbkreis und der Kreis Heidenheim als auch die beiden beteiligten Gemeinden Neresheim und Dischingen gebührlich vertreten.
Von Neresheim aus fuhren die Ehrengäste mit einem Dampfsonderzug ans Streckenende bei der Sägmühle. Dort gab es viele positive Worte bei guter Laune und gerade noch gutem Wetter. Insbesondere die einzigartige Verknüpfung von Museumsbahn, Landschaft und historischen Bauten wie dem Kloster Neresheim und der staufischen Burg Katzenstein wurden als sehr wertvoll für den Tourismus bezeichnet. Am Streckenende, das noch im Ostalbkreis liegt, wurden dann die Spaten in die harte Härtsfelderde gesteckt. Auf den Ruf des Heidenheimer Landrats „Jetzt gehen wir zu mir“ ging es dann etwa 100 Meter weiter in den Landkreis Heidenheim, wo ein erneuter Spatenstich stattfand.
Nach einem Gläschen Sekt für die Redner ging es dann zurück nach Neresheim, wo man im Lokschuppen bei Getränken und Häppchen die Veranstaltung gemütlich plaudernd ausklingen lassen konnte. Dort konnte man auch schon das von Auszubildenden angefertigte Fachwerk der zukünftigen Wartehalle Iggenhausen bewundern.

Schon vor der Eröffnung der Härtsfeld-Museumsbahn im Herbst 2001 war klar: Der derzeitige End-Bahnhof Sägmühle kann aufgrund seiner Lage im Landschaftsschutzgebiet nur eine Zwischenlösung sein. Das Museumskonzept sieht einen Ausbau der Strecke bis Dischingen in zwei weiteren Abschnitten vor. Mit dem feierlichen 1. Spatenstich wird der Bauabschnitt von der Sägmühle zum Härtsfeldsee nun in Angriff genommen. Die Bauzeit wird voraussichtlich etwa drei bis vier Jahre betragen.
Dazu waren umfangreiche Planungen zu erstellen und Verfahren zu durchlaufen. Nach fast 2 Jahren sehr umfangreicher Planungsarbeit wurde am 11. April 2005 das Eisenbahnrechtliche Verfahren für die Weiterführung der HMB bis zum Bahnhof Katzenstein beim Regierungspräsidium in Stuttgart eingeleitet. Die Planmappe hierzu enthielt 33 Anlagen und war fast 5 cm dick. Größere Probleme gab es mit den örtlichen Naturschützern und mit der Wiederherstellung von 3 Feldwegübergängen. Am 13. März 2006 wurde schließlich der Planfeststellungsbeschluss erteilt. Hierüber haben sich die Härtsfed-Museumsbahner sehr gefreut.
Diese Freude hielt aber nicht lange an. Aus dem Rathaus Dischingen kam die Nachricht, dass die geplante Verlegung des Radwegs viel zu teuer käme. Eine Umplanung wurde notwendig. Am 28. September 2006 wurde eine „Planänderung von unwesentlicher Bedeutung“ beim Regierungspräsidium in Stuttgart eingeleitet. Der Planfeststellungsbeschluss hierfür ist am 15. Februar 2007 erfolgt. Nachdem nun der Radweg vom Bahndamm verlegt ist, erhielten die Museumsbahner Mitte September grünes Licht aus Dischingen. Die Trasse ist nun frei und mit dem Gleisbau kann begonnen werden.

Die projektierte Strecke beginnt am jetzigen Gleisende an der Sägmühle bei Streckenkilometer 3,000. Wenige Meter nach Überquerung des Feldwegs zum Hochstatter Hof fährt die Bahn in den Landkreis Heidenheim. Durch das Egautal sind es knapp 1,5 Kilometer nach Iggenhausen. Der Fahrradweg, der sich seither hier befand, wurde in den letzten Monaten neben die zukünftige Bahntrasse verlegt und ist nun fertig. Damit kann der Bahnbau jetzt starten.
In Iggenhausen wird bei km 4,325 wie einst ein Haltepunkt angelegt, von dem aus sich schöne Wandermöglichkeiten anbieten. Auch die hölzerne Wartehalle, die einst hier stand, soll wieder erstehen. Nach Iggenhausen wechselt die Strecke in einem großen Bogen die Talseite. Die Stahlträgerbrücke über die Egau bei km 4,777 wurde entfernt. Die Brücke mit einer Stützweite von 10,60 m und einer lichten Weite von 9,0 m muss neu gebaut werden und verursacht nicht unerhebliche Kosten beim Wiederaufbau.
Danach geht es schnurstracks mit Blick auf den Härtsfeldsee dem „Haupt“bahnhof Katzenstein zu, der auf dem heutigen Parkplatz am See wieder errichtet wird. Der Bahnhof bei Streckenkilometer 5,555 wird ähnlich wie der Bahnhof Sägmühle ein Umfahrgleis mit Mittelbahnsteig und zusätzlich ein Abstellgleis erhalten. Die gemauerte Wartehalle, die früher hier stand, soll eines Tages ebenfalls wieder aufgebaut werden. Von Prellbock zu Prellbock wird die Museumsbahn dann insgesamt 5,650 Kilometer lang sein.

Mit dem Ausbau der Strecke bieten sich neue attraktive Möglichkeiten der Fahrplangestaltung an. Das Erlebnis Zugfahrt wird länger. Das Verhältnis zwischen Pausen und Fahrzeiten wird ausgewogener. An bestimmten Tagen wie etwa der Neresheimer Bahnhofshocketse soll es einen interessanten Zwei-Zug-Betrieb mit Kreuzung im Bahnhof Sägmühle geben. Der Bahnhof Katzenstein mit dem Abstellgleis und der Verladerampe bietet die Möglichkeit, auch den Güterverkehr von Einst zu demonstrieren.

Vom Dorf Iggenhausen aus kann man mit schöner Aussicht über den See nach Katzenstein und zum Härtsfeldsee wandern. Weitere Wege führen direkt zum Härtsfeldsee (Kiosk am See, Bademöglichkeit), zum Hochstatter Hof (Golfplatz) oder auf dem Albvereinsweg nach Neresheim. Mit dem Fahrrad bietet sich eine Tour über Frickingen und die alte Römerstraße nach Neresheim an.
Vom Bahnhof Katzenstein am Härtsfeldsee bietet sich eine bequeme Runde um den See mit Pause am gegenüberliegenden Ufer geradezu an. Auch zur Burg Katzenstein ist es nicht mehr weit. Interessant sind aber auch Wanderungen im Tal oder auf der Höhe nach Dischingen mit seiner barocken Dorfkirche und dem Schloss Taxis mit dem Englischen Wald. Über Katzenstein oder Schrezheim erreicht man leicht Dunstelkingen mit der Brauereigaststätte.
Eine schöne Runde mit dem Fahrrad geht über Dunstelkingen, Eglingen und Reistingen nach Ballmertshofen und der Egau entlang zurück zum Härtsfeldsee.

Der Bau der neuen Strecke ist auf 567.000 Euro veranschlagt. Die Finanzierung erfolgt durch Zuschüsse aus dem EU-Programm LEADER+, Zuschüssen der Kommunen und Kreise, durch Spenden und durch die Erbringung von Eigenleistungen der Vereinsmitglieder.
Wie auch für die bestehende Strecke zur Sägmühle wurde schon vor ein paar Jahren eine Bausteinaktion ins Leben gerufen. Für 25,- Euro je Meter Gleis kann der Wiederaufbau der Strecke zum Härtsfeldsee gefördert werden. Dafür gibt es passend zu der für die Strecke Neresheim – Sägmühle ausgegebenen Urkunde eine neu gestaltete repräsentative Urkunde - ein ideales Geschenk für alle Eisenbahn-Freunde. Etwa 1.500 der insgesamt 2.650 Meter konnten so inzwischen ihren stolzen „Besitzer“ finden. Die Gleisbausteine erhält man durch Überweisung auf das HMB-Konto 110 015 301 bei der Kreissparkasse Ostalb, Aalen (BLZ 614 500 50). Die Urkunde wird zugeschickt.