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10.09.07 23:23 Uhr Alter: 17 Jahre
Vom Stellwerk bleibt nur die Hülle
Von: Klaus-Dieter Kirschner/HZ/HNP
Im bisherigen Bahnhof Langenau gibt es im Moment noch ein Stellwerk im Museumsbetrieb

Nicht an einem Freitag, sondern an einem Donnerstag, den 13., wurde zum letzten Mal der Kalender im Stellwerk zu Sontheim an der Brenz abgerissen. Sehr zum Entsetzen der Eisenbahnfreunde, die liebend gerne dieses Stellwerk der Nachwelt erhalten hätten, wurde im Auftrag der Deutschen Bahn AG das Gebäude im Inneren ausgebeint, aber nicht aller Schrott mitgenommen. Bild links zeigt eine Momentaufnahme aus dem Keller mit den Trommeln für die Seilzüge, Bild rechts stammt aus dem ersten Stock, in dem früher die Weichen und auch die Signale gestellt wurden. Fotos: kdk

SONTHEIM/BRENZ. Es ist möglicherweise nur noch eine Frage der Zeit, bis der Abrissbagger kommt. Die Eisenbahnfreunde finden das schade, denn das inzwischen funktionslose Stellwerk an der Brenzbahn in Sontheim besticht durch seine Art Architektur. Generationen von Schrankenwärtern haben in diesem Gebäude Dienst getan.

Mit gemischten Gefühlen sehen Herbert Rötter (einst Bahnhofsvorstand in Ulm), Emanuel Königer (Stadtarchivar in Langenau) und Ralf Fischer dem 15. September, dem Tag der Einweihung der grundlegend umgebauten und modernisierten Brenzbahn entgegen. So lange haben die drei noch Galgenfrist im bisherigen Langenauer Bahnhof. Er hat seine Funktion genauso verloren wie nahezu alle Unterwegsbahnhöfe an der Brenzbahn. Kleine Stellwerke gab es unter anderem in den Empfangsgebäuden Langenau, Niederstotzingen, Sontheim/Brenz, Hermaringen und Herbrechtingen. Diese mechanischen Stellwerke wurden gründlichst demontiert durch einen bahneigenen Entsorgungstrupp. Was da nicht alles in den Schrott wanderte. Die drei erwähnten Eisenbahner aus Passion hatten vorher schon gesammelt, was noch ein Stück Eisenbahn-Geschichte greifbar sein lässt. Da die Bahn den Bahnhof Langenau nicht mehr braucht, entscheidet nun das Langenauer Stadtparlament über seine Zukunft. Die Langenauer würden gerne ihr Museumsstellwerk an historischer Stätte behalten. Am 15. September empfiehlt sich dort auf jeden Fall ein Besuch.

Die Schrankenwärter im Stellwerk Sontheim haben immer wieder beobachtet, wie nach der Inbetriebnahme der Halbschrankenanlage Menschen an den heruntergelassenen Schranken vorbeispazierten und sich in höchste Lebensgefahr begaben. Künftig fahren die Züge mit 160 Sachen auf der Brenzbahn. Nicht jeder Zug hält nach Fahrplan in Sontheim. Wenn da ein Mensch unter die Räder kommt . . .

Indes ist der Verdruss in Sontheim groß, wie, praktisch über Nacht, das Stellwerk geplündert wurde. Jetzt herrscht permanent Tag der offenen Türe. Das tut dem markanten Gebäude auf Dauer auch nicht gut.

Wer durch die meist lange nicht mehr geputzten Fenster der Bahnhöfe in Herbrechtingen, Hermaringen oder Niederstotzingen schaut, sieht die Spuren der Räumaktion. Den Eisenbahnfreaks blutet das Herz. Von Bahnhöfen könne keine Rede mehr sein. Die Wartesäle sind zu, die Uhren vom Strom abgehängt. Dafür gibt es bloße Unterstände an den Bahnsteigen. Mehr nicht!

Das Stellwerk in Sontheim ist ein sogenanntes Einheitsstellwerk aus den 50er-Jahren. Monteure der Eisenbahn-Werkstatt Wuppertal haben aus dem Gebäude mitgenommen, was noch als Ersatzteil wichtige Dienste leisten wird. Solche mechanischen Stellwerke gibt es im Bereich der Deutschen Bahn AG noch genug. Nur die Ersatzteillage sei zunehmend ein Problem. Von daher bot sich natürlich an, sich in Sontheim, in Hermaringen, Herbrechtingen und sonst wo zu bedienen, sagte Werner Baier, bei der Deutschen Bahn AG verantwortlich für das Streckennetz Schwäbische Alb, auf Anfrage.