Westhausen. Bereits Anfang 2004 hat die Gemeinde den seit Jahren ungenutzten Bahnhof zum Abbruch erworben. Seit Montag beisst sich nun der Bagger Stück um Stück durch das über Jahre herunter gekommene Gebäude. Drei Tage sollen die Arbeiten andauern. An seiner Stelle werden zunächst geschotterte PKW-Stellmöglichkeiten für den noch betriebenen Bahnsteig entstehen. In einer zurückliegenden Gemeinderatssitzung bezeichnete auch Bürgermeister Herbert Witzany den verwaisten Bahnhof als Schandfleck, der aus städtebaulicher Sicht weichen muss. Im Zuge der Elektrifizierung entstanden in den siebziger Jahren zahlreiche Objekte gleichen Baumusters. Nach und nach stellt die Bahn nun auf ferngesteuerte Regionalbahnhöfe um, so dass zwischen Stuttgart und München in den kommenden Jahren noch weitere Bahnhöfe still gelegt werden.
Unter den Schaulustigen am Straßenrand stand auch Edmund Rieger. Als Fahrdienstleiter tat dieser vom ersten Betriebstag an seinen Dienst in dem weitgehend aus Beton gefertigten Gebäude. Kein Vergleich zu dem vorigen, massiv aus Sandstein erbauten Bahnhof, in dem Rieger 1952 seine Ausbildung begann und später bis zum Abriss 1972 wohnte. Auch am letzten Tag des alten Bahnhofs hat Rieger in diesem seinen Dienst getan. „Der neue Bahnhof war ein nie geliebtes Objekt“, sagte Rieger. Einzige Annehmlichkeit war die elektrische Steuerung der Gleisanlagen. „So mussten nicht mehr bei Wind und Wetter Signale umgestellt oder Laternengläser geputzt werden“. Noch heute denkt Rieger darüber nach, ob es nicht besser gewesen wäre, anstelle des Neubaus in die Modernisierung des alten Bahnhofs zu investieren. Eine Art wirtschaftliche Aufbruchstimmung hat sich jedenfalls mit dem neuen, vielfach erstellten Bahnhofstyp nicht eingestellt. „Mir ist nicht einmal bekannt, ob durch Westhausen jemals ein Sonderzug zu den Spielen nach München gefahren ist“, sagte Rieger. Im Keller des Pensionärs drehen mittlerweile über 200 Lokomotiven einer Modellbahn und unzählige Wagen ihre Kreise.