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17.10.23 15:48 Uhr Alter: 1 Jahre
Beide Aufzüge mehrere Monate defekt
Von: Nadine Rau, HZ
Schon vergangenes Jahr waren die Anlagen lange kaputt, in den vergangenen Monaten war es wieder so. Was die Bahn zu solchen Problemen sagt und was sich ein Bahnfahrer deshalb wünscht.

Fabian Greif fährt viel mit der Bahn. Regelmäßig sitzt der Aalener in den Zügen, die am Giengener Bahnhof halten. In den vergangenen Monaten hat ihn dabei vor allem eine Sache besonders gestört: Die Tatsache, dass sowohl auf Gleis eins als auch auf Gleis zwei die Aufzüge kaputt waren. Zwar ist er selbst nicht auf die Aufzüge angewiesen, immer wieder aber hat er beobachtet, wie andere Fahrgäste, beispielsweise im Rollstuhl, nur mit Hilfe weiterer Fahrgäste das Gleis wechseln konnten.

In einem Fall habe der Lokführer selbst aussteigen müssen, um sicherzugehen, dass einer der gehbehinderten Fahrgäste auf Gleis eins kommt. Mehrere Fußballfans hätten schließlich dabei geholfen, den betroffenen Fahrgast auf die andere Seite zu tragen. „Hätten sie nicht freundlicherweise geholfen, wäre der Fahrgast wohl noch länger dort gestanden?! Es war bereits 22.45 Uhr“, moniert Greif in einem von mehreren Schreiben, das er ans Verkehrsministerium geschrieben hat.

Tausch alle 15 Jahre

Eine Sache vorneweg: Seit vergangenem Freitag funktionieren die Aufzüge wieder. Seit Ende Juni allerdings war das nicht der Fall. Das erinnert den ein oder anderen Bahnfahrer bestimmt ans vergangene Jahr. Auch 2022 hat es wegen Bauarbeiten monatelang gedauert, ehe die Aufzüge wieder einsatzbereit waren. Ende März ging es los mit den Bauarbeiten, Bahn und Bund investierten mehr als 500.000 Euro, um die Anlagen zu erneuern.

Bis Ende Juli hätte alles über die Bühne gehen sollen, letztlich wurde es Mitte September. Vergangenes Jahr handelte es sich um einen turnusmäßigen Tausch, der rund alle 15 Jahre vorgesehen ist, wie eine Sprecherin der Bahn dazu erklärte.

15 Jahre waren es nun nicht ganz bis zum ersten langen Ausfall der Aufzüge. Auslöser für die defekten Anlagen war das heftige Unwetter im Juni, bei dem es so stark regnete, dass in Giengen die Unterführung am Bahnhof überschwemmt worden war. Ein Sprecher der Bahn erklärt: „Die Aufzüge wurden bei einem Unwetterereignis, beidem Wasser in die Personenunterführung eingedrungen ist, beschädigt. Die Ersatzteilbeschaffung hat sich aufgrund der angespannten Liefersituation leider verzögert.“ Dem Sprecher zufolge waren die Reparaturen für diese Woche vorgesehen, schon am vergangenen Freitagabend aber hat auch Fabian Greif gesehen, dass die Aufzüge wieder funktionieren. In einem Antwortschreiben vom Verkehrsministerium erhielt er zudem die Info, dass nach dem Unwetter erst geprüft werden musste, ob durch aufsteigendes Grundwasser noch mal Wasser in die Aufzugschächte eintreten könnte.

Was können Bahnreisende tun?

Wie aber löst es die Bahn, wenn über einen so langen Zeitraum kein barrierefreier Zugang zu allen Gleisen möglich ist? Gerade in Giengen halten sehr viele Züge auf Gleis zwei und sind damit nur über die Treppe oder den Aufzug erreichbar. Der Bahn-Sprecher antwortet auf diese Frage, dass sich Reisende über die App „Bahnhof live“ vor Antritt ihrer Reise darüber informieren Können, ob die Aufzüge am jeweiligen Bahnhof in Betrieb sind. Er ergänzt: „Wenn mobilitätseingeschränkte Reisende ihre Fahrt über die Mobilitätszentrale der Deutschen Bahn anmelden, besteht die Möglichkeit, den Zug in Giengen abweichend über Gleis eins fahren zu lassen, das barrierefrei erreichbar ist.“

Diesen Ansatz hat auch Greif in seinen Schreiben ans Verkehrsministerium aufgegriffen. Er kann nicht nachvollziehen, warum die Züge, die normalerweise auf Gleis zwei halten, künftig nicht auf Gleis eins halten könnten. Die Güterzüge und die drei Züge, die sonst auf Gleis eins halten, so seine Überlegung, könnten stattdessen auf Gleis zwei halten. Das Verkehrsministerium hat sich mit Greifs Anliegen an die DB Netz AG gewandt, eine Stellungnahme dazu erhielt er vergangene Woche.

Züge auf Gleis eins?

Das Ergebnis: Eine Verlegung aller Züge sei zur Zeit nicht möglich. Die Begründung: Die Verlegung würde zu einem Fahrzeitverlust von rund einer Minute führen. „Um diesen Fahrzeitverlust auszugleichen, müsste entweder die Haltezeit in Giengen gekürzt oder die fehlende Zeit auf der Strecke abgefangen werden“, heißt es weiter. Zudem seien die Verträge für den Fahrplan im Jahr 2024 bereits mit den Eisenbahnverkehrsunternehmen geschlossen. Für eine Verlegung müsste demnach ein ganz neues Konzept erarbeitet werden.