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Südbahn-Hickhack: Trauerspiel auch für Brenzbahn? - Aus für Elektrifizierung Lindau–Ulm wäre auch hier von Nachteil – Landrat Reinhardt: „Hinhalte-Spiele“
Von: Hendrik Rupp HZ
Bund und Land streiten um die geplante Elektrifizierung der Südbahn von Lindau nach Ulm. Der Hickhack ist auch für die Brenzbahn von Nachteil. Landrat Thomas Reinhardt drängt darauf, endlich „Nägel mit Köpfen“ zu machen.

Am Rande der Taufe des neuen Albabstiegstunnels durch Ministerpräsidenten-Gattin Gerlinde Kretschmann (siehe HZ vom Dienstag) hatte Landesverkehrsminister Winfried Hermann gegenüber der „Südwest Presse“ die Alarmglocken geläutet: Die Elektrifizierung der rund 120 Kilometer langen Südbahn von Lindau nach Ulm stehe auf der Kippe, so Hermann: Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt weigere sich, die Finanzierung des über 220 Millionen Euro teuren Projekts zu unterschreiben, weil es noch nicht planfestgestellt sei.
Würde sich die Elektrifizierung verschieben oder stünde das Projekt gar vor dem Aus, hätte das auch Auswirkungen auf die Brenzbahn: Dort werden seit dem Frühjahr die Bemühungen um einen Ausbau in der Interessengemeinschaft Brenzbahn gebündelt, die alle Ansätze für eine Verbesserung unter einen Hut bringen will. Dazu gehört die Forderung nach zwei zweigleisigen Abschnitten für einen erhöhten Takt, aber auch der Wunsch des Knotenpunkts Ulm nach einer S-Bahn für den Großraum – und das Planspiel der Bahn, die Brenzbahn aus eigenem Interesse zu verbessern: Im Januar hatten Bahn-Vertreter in Aalen die Idee ins Spiel gebracht, die Brenzbahn im Sinne des überregionalen Verkehrs zu elektrifizieren. Auf gut Deutsch: Wäre die Südbahn elektrifiziert, bliebe zwischen Bodensee und den Fernzielen Nürnberg-Berlin nur noch die knapp über 70 Kilometer lange „DieselLücke“ zwischen Ulm und Aalen – gäbe es auch hier Oberleitungen, dann müsste die Bahn Züge vom Bodensee nicht mehr über den Großraum Stuttgart nach Norden leiten. Doch ohne Oberleitungen an der Südbahn muss man an diese Option für die Brenzbahn erst gar nicht denken.
Kein Wunder, dass Landrat Thomas Reinhardt, Vorsitzender der IG Brenzbahn, den Hickhack um die Südbahn genau verfolgt: „Es ist zunehmend ein Trauerspiel“, so Reinhardts Reaktion auf die jüngste Entwicklung: „Das ist eine sehr, sehr lange Geschichte, und es gab immer wieder positive Signale aus Stuttgart wie aus Berlin. Wenn jetzt wieder verschoben werden soll, ist das für mich wie für jeden Bürger unverständlich.“ Gerade durch die Zusammenarbeit in der IG Brenzbahn könne man den Bahnverkehr in Oberschwaben, Ulm und im Brenztal nicht mehr auseinanderdividieren, so Reinhardt: „Es ist höchste Zeit, die Hinhalte-Spiele zu beenden und endlich Nägel mit Köpfen zu machen.“ Ähnliche Kritik hatte Ulms OB Ivo Gönner geäußert, der die Politik dazu aufrief, „endlich Farbe zu bekennen.“ „Es ist dabei zweitrangig, ob der Schwarze Peter jetzt in Berlin oder in Stuttgart zu suchen ist“, so Reinhardt: Im Interesse des Bahnverkehrs im Osten des Landes gelte es, Lösungen zu finden.
Laut der „Südwest Presse“ will Ministerpräsident Winfried Kretschmann das Südbahn-Problem demnächst persönlich in Berlin zur Sprache bringen.